Mo|u|Se: Modular & Seriell | Perspektiven für das modulare Bauen – Jörg Bauer im Gespräch

In Zeiten angespannter Wohnungsmärkte, ambitionierter Klimaziele und wachsender Anforderungen an die Bauwirtschaft rückt das modulare Bauen immer stärker in den Fokus. Welche Potenziale bietet diese Bauweise – und welche Rahmenbedingungen sind erforderlich, um sie gezielt weiterzuentwickeln? Darüber spricht Jörg Bauer, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Bausysteme e.V., in einem kurzen Interview. Er gibt Einblicke in die Vorteile industrieller Vorfertigung, erläutert die nötigen Kompetenzen für Fachkräfte im modularen Bauen und zeigt auf, welche rechtlichen Anpassungen und politischen Impulse erforderlich sind.

Welche Rolle spielt modulares Bauen bei der Lösung des Wohnungsmangels in Großstädten?

Modulares Bauen ist ein zentraler Bestandteil zur Bekämpfung des Wohnungsmangels in urbanen Räumen. Durch industrielle Vorfertigung können Bauzeiten erheblich verkürzt und Projekte schneller realisiert werden – bei gleichbleibend hoher Qualität. In Städten, in denen Zeit, Fläche und bezahlbarer Wohnraum knapp sind, bietet modulares Bauen eine effiziente, skalierbare und wirtschaftlich tragfähige Lösung. Es ermöglicht auch eine flexible Nachverdichtung, etwa durch Aufstockungen oder Ergänzungsbauten im Bestand.

Welche neuen Kompetenzen und Ausbildungen sind für Fachkräfte im modularen Bauen erforderlich?

Modulares Bauen erfordert ein Umdenken im gesamten Planungs- und Bauprozess. Neben handwerklichem Können rücken Kompetenzen in digitalem Planen (Stichwort: BIM – Building Information Modeling / openDBL - open Digital Building Log-book), Prozesssteuerung und Logistik stärker in den Fokus. Fachkräfte müssen mit seriellen Fertigungsprozessen vertraut sein, interdisziplinär denken und mit modernen Produktionsanlagen umgehen können. Wir setzen uns daher für spezialisierte Weiterbildungsangebote und duale Ausbildungsgänge mit Fokus auf industrielle Bauweisen ein

Welche rechtlichen Anpassungen sind notwendig, um modulares Bauen zu fördern?

Die derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen sind vielfach noch auf konventionelle Bauweisen ausgerichtet. Um das volle Potenzial modularer Systeme auszuschöpfen, braucht es eine Harmonisierung der Bauordnungen, beschleunigte Genehmigungsverfahren und klar definierte Zulassungsverfahren für vorgefertigte Bauelemente. Auch Vergabeverfahren sollten stärker auf serielle Lösungen ausgelegt sein. Wir fordern einen regulatorischen Rahmen, der Innovation nicht hemmt, sondern fördert.

Wie lässt sich die Nachhaltigkeit im modularen Bauen weiter verbessern?

Modulares Bauen bietet bereits jetzt Vorteile in Sachen Ressourceneffizienz, Abfallvermeidung und Rückbaubarkeit. Diese Stärken gilt es weiter auszubauen: durch den Einsatz kreislauffähiger Materialien, CO₂-armer Baustoffe und durch Digitalisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Zudem muss nachhaltiges modulares Bauen stärker gefördert werden – etwa durch die Berücksichtigung von Ökobilanzen in öffentlichen Ausschreibungen. Unser Ziel ist es, modulares Bauen zur Blaupause für klimafreundliches Bauen zu machen.

Sie engagieren sich ehrenamtlich im Verband. Was treibt Sie persönlich an?

Ich bin überzeugt, dass wir mit modularen Bausystemen einen echten Beitrag zur Bewältigung der großen Herausforderungen unserer Zeit leisten können – sei es beim Wohnraummangel, dem Klimaschutz oder der Modernisierung von Bildungs- und Gesundheitsinfrastruktur. Mein Engagement speist sich aus der Überzeugung, dass wir gemeinsam mehr erreichen können: Wenn Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenspielen, können wir das Bauen neu denken – schneller, nachhaltiger, smarter. Diese Vision treibt mich an.

zuletzt editiert am 15. April 2025

 

Quelle: https://www.bauenmitholz.de/interview-joerg-bauer-bausysteme-e-v-14042025#

 

In Zeiten angespannter Wohnungsmärkte, ambitionierter Klimaziele und wachsender Anforderungen an die Bauwirtschaft rückt das modulare Bauen immer stärker in den Fokus. Welche Potenziale bietet diese Bauweise – und welche Rahmenbedingungen sind erforderlich, um sie gezielt weiterzuentwickeln? Darüber spricht Jörg Bauer, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Bausysteme e.V., in einem kurzen Interview.

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